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Vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung / Frauenministerin Golze: Sexuelle Gewalt nicht verschweigen

- Erschienen am 21.04.2016 - Pressemitteilung 057/2016

In Brandenburg haben Opfer von Vergewaltigungen seit anderthalb Jahren die Möglichkeit, in vier Kliniken vertraulich Spuren sichern zu lassen – ohne sofort Anzeige bei der Polizei erstatten zu müssen. Das Programm „Vergewaltigt – was nun? Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung“ steht heute im Mittelpunkt einer bundesweiten Fachtagung, die vom Autonomen Frauenzentrum in Potsdam veranstaltet wird. Dort sagte Frauenministerin Diana Golze zur Eröffnung: „Sexuelle Gewalt findet zu wenig Beachtung in der Öffentlichkeit, obwohl etwa jede siebte Frau in Deutschland von strafrechtlich relevanter sexueller Gewalt betroffen ist. Sexuelle Gewalt darf nicht verschwiegen werden.“

Im Auftrag des Frauenministeriums wurde zum Angebot „Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung“ ein 90-sekündiger Kinospot gedreht, der zum ersten Mal im Rahmen der diesjährigen Frauenwoche im März im Potsdamer Thalia Kino gezeigt wurde. Weitere Kinos im Land Brandenburg sollen angefragt werden, den Film zu präsentieren. Im Internet ist der Film auf der Seite www.hilfe-nach-vergewaltigung-brandenburg.de eingestellt.

Golze betonte: „Der Film berührt und vermittelt einen anschaulichen Eindruck der Gedanken- und Gefühlswelt von Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren mussten. Die Entscheidung, ob eine Anzeige bei der Polizei gestellt werden soll, fällt vielen Betroffenen direkt nach der Tat schwer. Mit der vertraulichen Spurensicherung haben sie Zeit, sich diesen Schritt in Ruhe zu überlegen. Oft kommen die Täter aus der eigenen Familie oder dem Freundeskreis. Die Angst, dem Täter nach einer Anzeige schutzlos ausgeliefert zu sein, ist dann so groß, dass sich viele vor einer Strafanzeige scheuen. Wir müssen alles tun, um die Opfer in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Dafür ist es notwendig, dass die Öffentlichkeit, besonders das engere Umfeld wie Nachbarschaft, Arbeitskollegen oder Verwandte, für das Thema sensibilisiert wird.“

Die vertrauliche Spurensicherung wird in vier Brandenburger Kliniken angeboten: Klinikum Frankfurt (Oder), Ruppiner Kliniken Neuruppin, Carl-Thiem-Klinikum Cottbus und Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam. Landesweit sind Gynäkologen über das Angebot informiert und können Frauen entsprechend beraten. Informationen gibt es auch bei allen Opferberatungsstellen der Opferhilfe.

Wenn ein Opfer in eine der vier Kliniken kommt und zum Beispiel mit dem Schlüsselsatz „Ich brauche dringend ein Gespräch mit einer Gynäkologin“ bzw. „Ich brauche dringend ein Gespräch mit einem Urologen“ diskret darauf aufmerksam macht, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hat, wird es unverzüglich zu der entsprechenden Station weitergeleitet. Dort soll in ruhiger Atmosphäre das weitere Vorgehen mit der Ärztin oder dem Arzt beraten werden. Auf Wunsch wird auch der Kontakt zu Opferunterstützungseinrichtungen vermittelt.

Der ärztliche Untersuchungsbericht mit den Daten verbleibt im Krankenhaus. Die gesicherten Spuren (zum Beispiel Spermaspuren, Verletzungen, blaue Flecke) werden anonymisiert an einem sicheren Ort mehrere Jahre gelagert. Wenn das Opfer sich zu einem späteren Zeitpunkt für eine Strafanzeige entscheidet, sollte es die Polizei auf die vertrauliche Spurensicherung hinweisen. Die Polizei kümmert sich dann um die weiteren notwendigen Schritte.

Informationen zur medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung gibt es in den vier Kliniken in Cottbus, Frankfurt (Oder), Neuruppin und Potsdam, bei niedergelassenen Ärzten sowie bei allen Opferberatungsstellen des Opferhilfe Land Brandenburg e.V. (Kontaktdaten unter www.opferhilfe-brandenburg.de).

Weitere Informationen unter www.hilfe-nach-vergewaltigung-brandenburg.de.

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Ident-Nr
057/2016
Datum
21.04.2016
Rubrik
Frauen und Gleichstellung